Wappen von Wedtlenstedt

Wedtlenstedter Chronik



Wedtlenstedt ist vermutlich zwischen 300 und 800 n.Chr. als altsächsische Siedlung entstanden. Darauf lässt die Endung -stedt im Ortsnamen schliessen. Aber auch der Kopf des Sachsenrosses in seinem Wappen weist darauf hin. Es ist außerdem in seiner Geschichte eng mit den Schicksalen des Kreuzklosters Braunschweig verbunden. Deshalb enthält das Wappen in seiner oberen linken Ecke das Kreuz.


Die Kirche gehörte einst mit ihren Gütern der Gräfin Gertrud von Braunschweig. Als diese den Grafen Otto II. von Northeim heiratet, kam die Kirche zu dessen Gütern. Nach seinem Tode fielen sie dem Grafen Dietrich III. zu. Dieser verwandte 1105 die Kirche zu Wedtlenstedt samt ihren Ländereien zur Ausstattung des von ihm gegründeten Klosters Katlenburg.


Im Jahre 1207 bestätigte Otto der IV. dem Kloster den Besitz der Kirche zu Wedtlenstedt. Die Pfarre hatte damals jährlich 1/2 Mark an das Kloster zu zahlen. Im Jahre 1270 wurde diese Abgabe auf 24 braunschweigische Schillinge festgesetzt. Im selben Jahr wurde die Kirche vom Kloster auf 40 Jahre als Lehen an einen Presbyter Theodolphus gegeben, aber schon 5 Jahre später durch den Bischof Otto von Hildesheim dem Kloster einverleibt.


Um die gleiche Zeit lebte eine Familie von Wedtlenstedt, die unter den Ministerialen des Pfalzgrafen Heinrich genannt wird. Nach einem 1126 genannten von Wedlstedt verkauft 1270 Johannes von Wedlstedt 9 Hufen herzoglichen Lehens und 4 Hufen Eigengut in Wedtlenstedt an das Kreuzkloster Riddachshausen und 11 Jahre darauf noch eine Hufe. Dazu erwarb das Kreuzkloster 1384 weiteres Land vom Kloster Katlenburg, allerdings ohne die Kirche. Die Kirche war 1383 größtenteils zerstört, und selbst dem erhaltenen Teil drohte der Einsturz. Die Erhaltung des Besitzes war bei der Entfernung und den damals herrschenden Unruhen dem Kloster kaum möglich. Deshalb wurde auch sie 1384 an das Kreuzkloster in Braunschweig verkauft. Damit war das Kreuzkloster praktisch Grundherr sämtlicher Höfe in Wedtlenstedt. Es richtete ein bis 1848 bestehendes Vorwerk ein, dessen Ländereien an das Herzogtum Braunschweig übergingen. Als Kloster- und Studienfonds werden aus den Pachten dieser Ländereien Mittel für kulturelle Zwecke ausgeschüttet. Die Ländereien werden in Einzelpacht abgegeben.


Die Urlage des Dorfes ist unklar. Es ist möglicherweise ein Einwegedorf, ein Weg mit einer Kirche gewesen. Etwas am Hang liegen im 19.Jahrhundert die beiden "Halbspänner", das sind Bauern, die nur mit halben Gespann Frondienste leisten, und die 6 "Großkotsassen", Besitzer eines Bauernhauses ohne großen eigenen Landbesitz. Der Klosterhof, der einzige "Ackerhof", liegt an einem Stichweg mehr zur Niederung hin. Kleinkotsassen, Brinksitzer und Anbauern, das sind Kleinhuferner mit erhöhtem Grasplatz, vergrößerten Wedtlenstedt zum kleinen Haufendorf. Vorwiegend mitteldeutsche Dreiseit- und Hakenhöfe aus Backsteinfachwerk und Backstein prägen das Bild im alten Dorf, vielfach mit Südlage der Wohngebäude, daneben 2-geschossige Arbeitshäuser aus dem gleichen Material.


Bis etwa 1945 bestand das Dorf aus rund 70 Häusern. Um 1770 lebten hier etwa 190 Einwohner. Bis 1849 wuchs die Bevölkerung auf 318 Einwohner. Damit war die Grenze der Existenzmöglichkeit überschritten, zumal die Erwerbsmöglichkeiten durch Garnspinnen und Torfstechen ausgefallen waren. Mit Schwankungen bewegte sich die Einwohnerzahl bis in die 30er Jahre unseres Jahrhunderts um die 300. Nach dem Kriege stieg sie durch die aus dem früheren deutschen Osten Vertriebenen und später durch die Neubaugebieten Berliner Damm, Kurze Wanne und Kleine Heide stark an und liegt heute bei etwa 1.600 Einwohnern.


Früher lebte man vornehmlich von der Landwirtschaft. Es wurde bis in die 30er Jahre Spargel angebaut und noch in den 50er Jahren viel Gemüse für die Konservenfabriken in der Gegend. Landwirtschaft prägte das dörfliche Leben. Heute gibt es im Dorf keine landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetriebe mehr. Die Mehrzahl der Bevölkerung arbeitet in den Industriegebieten in und um Braunschweig.


Von Bedeutung im Dorf ist die Schleuse. Sie wurde in der Zeit von 1938 bis 1940 im Zuge des Stichkanalbaues nach dem Hüttenwerk in Salzgitter erstellt. Dieser Stichkanal ist 17 km lang und 48 m breit. Während dieses Baues entstanden auch die vielen Kiesgruben hier bei uns. Die Errichtung der Schleuse kostete 10 Millionen "Reichsmark". In den Schleusenbecken von 225 m Länge, 12 m Breite und 14 m Tiefe werden Binnenschiffe in 11 Minuten um 9 m gehoben oder abgesenkt. Dabei werden 25.000 Kubikmeter Wasser bewegt, dass sind zum Vergleich 2.500.000 Eimer Wasser. Diese Menge bewältigen 5 Kreiselpumpen, von denen jede in der Sekunde 3,7 Kubikmeter fördert. In den Jahren 1963 bis 1970 wurde die Schleuse für Europa-Schiffe bis 1.350 t umgebaut. Die Kosten für diesen Umbau betrugen 3.600.000 DM. Nun können Kähne bis zu 100 m Länge, 11,4 m Breite und 2,5 m Tiefe geschleust werden. Dazu müssen die Schleusentore bewegt werden. Das Hubtor wird 9,3 m gehoben und ist 70 t schwer, das Klapptor kippt in Richtung B1 und ist 20 t schwer. Die Durchfahrtshöhe beträgt 5,75 m. Es wird in zwei Schichten geschleust.


Wedtlenstedt hatte bis zum Ende des 2. Weltkrieges eine einklassige ungegliederte Volksschule mit einer Lehrkraft. Mit dem Wachsen der Bevölkerung wurde eine zweite Lehrstelle eingerichtet und es wurden zwei Klassen geführt. Zunächst mussten die Kinder nach dem Kriege in zwei Schichten vor- und nachmittags unterrichtet werden, bis 1953 der Schulerweiterungsbau genutzt und geregelter Unterricht möglich werden konnte. Es wurden bis 1958 acht Schuljahrgänge unterrichtet. Dann folgte eine Umbildung des Schulwesens. Zunächst wurden zwei Jahrgänge in Bortfeld beschult, bis dann die Jahrgänge 5 bis 9 in die Mittelpunktschule Vechelde gefahren wurden. Die Grundschule blieb mit zwei Klassen bis 1969 in Wedtlenstedt und wurde später zu einem Dorfgemeinschaftshaus umgebaut. Nach dem Schulbau 1997 können jetzt die Grundschüler wieder in Wedtlenstedt zur Schule gehen.


Bis März 1974 war Wedtlenstedt selbstständig mit Bürgermeister, Gemeinderat und Verwaltung. Es erhielt sich aus den Grund- und Gewerbesteuern und den Zuschüssen des ehemaligen Landkreises Braunschweig und des Landes Niedersachsen. Heute ist die Gemeinde Vechelde für den Ort in allen den Bürgern betreffenden Verwaltungsdingen zuständig. Wedtlenstedt hat einen Ortsrat, der Mittel für besondere Zwecke von der Gemeinde Vechelde zugeteilt bekommt und Anregungen, Wünsche, Sorgen, Beschwerden, Einsprüche in Vechelde vorbringt.


Das örtliche Leben wird von den Vereinen und der Freiwilligen Feuerwehr stark geprägt. Der MTV, der Wedtlenstedter Sportverein, fördert seine Mitglieder auf vielfältige Art in vielen Sportarten über Fußball, Leichtathletik, Tischtennis, Badminton, Kinder-, Frauen- und Männerturnen, Gymnastik usw. In Eigenarbeit hat der MTV sich sein Sportheim erstellt, wobei die Mitglieder und Einwohner mit Geld und Handarbeit tüchtig geholfen haben. Nicht zu vergessen sei der Schützenverein, der zur Gemeinschaft und Geselligkeit sehr beiträgt.