Wappen von Wedtlenstedt

2020 - Kanalverbreiterung - Baumfällung in Vechelde läuten Bauarbeiten ein.



Am Stichkanal im Bereich Sonnenberg und Denstorf sollen die Fällarbeiten noch in dieser Woche beginnen.
Von Harald Meyer

Vechelde. Ein Millionenprojekt kündigt sich an: Noch in dieser Woche sollen die Baumfällungen am Stichkanal im Bereich Sonnenberg bis kurz vor der Schleuse Salzgitter Üfingen sowie im Bereich Denstort beginnen. Dieses Entfernen ist Voraussetzung für die Verbreiterung und Vertiefung des- Kanals zwischen Mittellandkanal und Salzgitter-Hafen.
Kanalerweiterung An beiden Seiten des Stichkanals, der durch die Gemeinden Wendeburg und Vechelde führt, befindet sich je eine Baumreihe - also an der West- und Ostseite. Da der Kanal nach Osten von 36 oder 37 Metern auf 38,40 Meter verbreitert wird, „müssen wir die Bäume an der Ostseite fällen“, informiert Marc Oppermann, beim Wasserstraßen-Neubauamt Helmstedt Projektleiter für den Stichkanal. Dies geschehe bereits jetzt, da Baumfällungen in der Brut- und Setzzeit mit Rücksicht auf die Tiere nicht vorgenommen werden dürften.
Im Planfeststellungsverfahren (Genehmigungsverfahren) für die Verbreiterung/Vertiefung des Stichkanals hat der Landkreis Peine auf die Wichtigkeit der beiden Baumreihen entlang des Kanals hingewiesen - aus ökologischen Gründen mit Blick auf die Tier- und Pflanzenwelt sowie mit Blick auf das Landschaftsbild, wie Oppermann hinzufügt: „Aus diesem Grund werden wir an der Ostseite eine neue Baumreihe pflanzen.“ Ihm zufolge werden etwa 1000 Bäume gefällt — größtenteils an der Ostseite, aber auch an der Westseite, weil „wir dort an einigen Stellen den Betriebsweg am Kanal erneuern“. Diese Betriebswege beidseitig der Wasserstraße nutzt die Bevölkerung als Fuß- und Radweg. „Da wir die Fällarbeiten größtenteils von diesen Wegen vornehmen lassen, kann es aus Sicherheitsgründen tageweise Wegsperrungen für Fußgänger und Radfahrer kommen“, bittet Oppermann um Verständnis.
Doch die Bäume sind nicht die einzige ökologische Hürde, die bei diesem Mammutprojekt zu nehmen war. Denn bei den Untersuchungen im Vorfeld sind die Experten im Uferbereich auch auf schützenswerte Tiere gestoßen. ‚Wir haben Verdachtsflächen entdeckt, in denen sich wahrscheinlich Feldhamster aufhalten“, nennt der Projektleiter ein Beispiel. Die Areale würden noch eingehender unter die Lupe genommen; vorsorglich habe sich das Wasserstraßen-Neubauamt aber eine Fläche im Raum Salzgitter besorgt, auf die die Nager umgesiedelt werden könnten.
Für das Projekt Stichkanal hat die Helmstedter Behörde im Februar des vergangenen Jahres die Baugenehmigung (Planfeststellungsbeschluss) erhalten. „Gegen die Genehmigung hat niemand geklagt — das ist nicht selbverständlich“, ist Oppermann erfreut. Im April des vergangenen Jahres ist die Genehmigung somit _ bestandsgültig (rechtskräftig) geworden.
Nach den anstehenden Baumfällungen beginnen die eigentlichen Bauarbeiten am Stichkanal im Herbst diesen Jahres: Der Stichkanal ist vom Mittellandkanal bis zum Hafen Salzgitter knapp 18 Kilometer lang. Die Verbreiterung/Vertiefung nimmt das WasserstraßenNeubauamt allerdings nur auf einer Länge von rund zehn Kilometern vor. Denn der nördliche Abschnitt vom Mittellandkanal bis zur Schleuse Wedtlenstedt ist bereits erweitert worden; Kanalerweiterungnicht angefasst wird zudem die Einfahrt zum Hafen Salzgitter (drei Kilometer): Es kann aber sein, dass die Salzgitter AG als Hauptnutzer dieses Hafens die Arbeiten noch selbst vornimmt. Außer der Verbreiterung auf 38,40 Meter ist eine Vertiefung von 3,50 auf 4,0 Meter erforderlich — das Ziel: Alle Schiffe, die mit voller Ladung auf dem Mittellandkanal unterwegs sind, sollen auf dem Stichkanal zumindest bis zum Hafen Bedingen fahren können. „Zurzeit können die Schiffe vom Mittellandkanal nicht mit voller Ladung auf dem Stichkanal fahren“, beschreibt Oppermann das Dilemma. Denn auf dem Mittellandkanal gibt es einen Tiefgang von 2,80 Metern, auf dem Stichkanal nur von 2,50 Metern - das soll mehr werden mit der Erweiterung. Oppermann ergänzt: Künftig sollen auf dem Stichkanal - wie bereits auf dem Mittellandkanal - auch Großmotorgüterschiffe (110 Meter) und Schubverbände (185 Meter) mit einer Abladetiefe von 2,80 Metern bestenfalls bis zum Hafen Salzgitter fahren können. „Denn es ist allgemeiner politischer Wille, dass mehr Waren auf dem Wasser transportiert werden“, begründet er die Vergrößerung des Stichkanals. Damit einher geht die Erweiterung der Schleusen in Wedtlenstedt und Salzgitter-Üfingen, die die Schiffe einen Höhenunterschied von insgesamt 18 Metern überwinden lassen: Sie erhalten je eine neue Westkammer.
Die Bauarbeiten im Herbst beginnen im ersten Bauabschnitt im Bereich Sonnenberg/Groß Gleidingen (2,6 Kilometer) - sie sollen zwei Jahre dauern (das Ufer ist in Böschungsbauweise geplant). Dann kommen die nächsten Schritte, die Fertigstellung der gesamten rund zehn Kilometer Stichkanal soll im Jahr 2028 erfolgen. Der Bund, der das Projekt bezahlt, hat dafür Gesamtkosten von 200 Millionen Euro angesetzt (für die Kanalverbreiterung und die beiden Schleusenerweiterungen). „Ob das angesichts der Baupreissteigerungen reicht, ist allerdings abzuwarten“, setzt Oppermann hinzu.


(Braunschweiger Zeitung, 09.01.2020)